Arne Banane
Zum Inhalt springen
Startseite » Neu » Die mutige Nudel

Die mutige Nudel

  • von

Die mutige Nudel

Die mutige Nudel

Ich hab mir eine Packung sprechender Nudeln gekauft. Das ist genau das, wonach es klingt.
Eigentlich hatte ich sie nur wegen des Namens mitgenommen, doch als ich sie auspackte musste ich feststellen, dass sie wirklich sprechen konnten.

„Schau nur Nancy“, rief eine „Eine riesige Küche!“
„Booah“, rief eine andere „Und hier wohnen wir jetzt!“
„Jack, komm wieder zurück! Sonst passiert einem von uns noch etwas!“

In einer anderen Lebenssituation hätte ich mich tierisch darüber gefreut. Doch ich hatte wirklich Hunger.
‚Nur keine emotionale Beziehung zu Ihnen aufbauen‘, sagte ich mir ‚Nur keine emotionale Beziehung aufbauen!‘

Ich warf sie alle in den Topf und setzte Wasser auf.
„Wir sind kurze Zeit geflogen“, rief eine.
„Jack, guck nur, unsere neuen Wände bestehen vollständig aus Metall!“
„Laura steht auf meinem Fuß!“

Ich stand mit dem Wasserkocher über Ihnen, dann verließ mich der Mut.
„Leute“, sagte ich und stellte den Koche wieder zur Seite „Ich kann das nicht!“

„Was kannst du nicht?“, rief eine Nudel.
„Unsere neue Metallwohnung einrichten?“
„Uns die neue Umgebung zeigen?“

„Nein“, sagte ich „Euch essen!“
Die Nudeln erschraken. Stille. Ein leises Stimmchen stach heraus „Habt ihr gehört, er will uns essen?“
„Will ich nicht“, sagte ich beschwichtigend.
„Aber er macht´s trotzdem!“, rief eine andere Nudel und alle liefen schreiend wie verrückt im Kreis umher. Aber der Topf war so hoch, dass das Chaos in ihm blieb und stark begrenzt war.

Ein paar Minuten später hatte sich alles etwas beruhigt, aber die Stimmung war noch angespannt. Die Nudeln waren, so weit es Ihnen möglich war innerhalb des Topfes vor mir zurückgewichen.

Ich nahm den Topf und kippte alle Nudeln auf dem Küchentisch aus. Erst gab es Geschrei, dann begriffen alle, dass sie nun wirklich vor mir weglaufen konnten und liefen weg.

Keine zwanzig Sekunden später saß ich allein am Küchentisch und alle Nudeln hatten sich in allen Ritzen, Ecken und Rillen versteckt, die meine Küche zu bieten hatte.

„Seht ihr“, sagte ich „ich werde euch nicht essen!“
Ich ging zum Kühlschrank und holte mir einen Joghurt. Als ich mich wieder setzen wollte, stand eine Nudel vor mir und piepste mit hoher Stimme „Also ich hätte nichts dagegen, wenn du mich essen würdest!“

„Komm zurück Sybille!“, rief eine andere Nudel aus ihrem Versteck.
„Was machst du denn?“
„Spinnst du?“

„Das ist mutig von dir.“, sagte ich. Dann fragte ich „Warum willst du gegessen werden?“
„Das hab ich nicht gesagt!“, sagte sie.
„Sondern?“
„Ich meinte, dass ich nichts dagegen habe… Weil ich will nicht, dass du traurig bist!“

Mein Magen knurrte wieder. „Aber ich habe doch jetzt meinen Joghurt“, erklärte ich ihr, obwohl ich wusste, dass ich davon beim Besten Willen nicht satt werden würde.

Ich hörte sie aufatmen. Die anderen Nudeln auch.

Dann aß ich meinen Joghurt. Das war das letzte Mal, dass ich auf die Idee kam, mir sprechendes Essen zuzulegen. Im übrigen bin ich der Meinung, dass Wikipedia einen schönen Artikel über Suppe geschrieben hat!

Strich

ArneFAQA-Z