Arne Banane
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Die Kaffeetasse und das Huhn

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Die Kaffeetasse und das Huhn

Die Kaffeetasse und das Huhn

Ich habe ein Huhn. Sonntags legt es mir ein Sonntagsei und unter der Woche je nach Tag ein Montagsei, Dienstagsei usw.
Am letzten Sonntag gab es kein Ei, dafür eine Forderung. Mein Huhn wollte Kaffee.
Ich sagte, es gibt keinen Kaffee und mein Huhn sagte, es gibt kein Ei.

Letztlich hab ich dann doch nachgegeben, was vielleicht ein Fehler war.
Mein Huhn trinkt jetzt jeden Tag Kaffee.
Dafür legt es auch jeden Tag zwölf Eier, mit denen ich das Haus meines Nachbarn beschmeißen kann – doch all dies ist gar nicht das Problem. Mein Huhn darf gerne Kaffee trinken.

Aber es soll mich nicht um drei Uhr nachts wecken, wenn ich nicht schlafen kann. Und es soll nicht so laut auf meiner mechanischen Schreibmaschine tanzen, wenn ich denken will. Vor allem aber soll es nicht meine Lieblingstasse zum Kaffeetrinken benutzen.

Ich hab nämlich Sorge, dass meine Tasse sich mit dem Huhn besser anfreundet als mit mir.
Und kein Mensch, der eine Lieblingstasse hat, möchte, dass seine Lieblingstasse einen anderen Lieblingsmenschen hat.

Mein Huhn trank schon gut zwei Wochen Kaffee, als ich meine Lieblingstasse unauffällig zur Rede stellte:

„Du… Wie läuft´s denn so?“, fragte ich.
„Ich werde doppelt so oft benutzt wie vorher.“, sagte meine Tasse.
„Durch wen denn?“, spielte ich den Unwissenden.
„Verarsch mich nicht, du bringst mich jeden Tag selbst zum Huhn!“, sagte meine Tasse.
„Achja, stimmt.“, sagte ich „Doppelt so oft also. Ist das etwas Schlechtes?“
„Ist das ein Verhör?“, fragte meine Tasse „Natürlich mag ich einen von euch lieber und könnte auf den anderen gut und gerne verzichten!“
„Wen?“, fragte ich „Wen magst du lieber?“
Doch meine Tasse schenkte sich Kaffee ein und schwieg.

Also ging ich zum Huhn.
„Huhn“, sagte ich „Wir müssen reden!“
„Was-was-was-was-was-was?“, fragte das Huhn. Es hatte gerade Kaffee getrunken.
„Tasse mag einen von uns lieber. Und ich möchte herausfinden wen!“
Das Huhn riss alle zweiundzwanzig Schubladen in meinem Haushalt auf und baute aus dem Inhalt im Wohnzimmer einen Turm.
Mit Huhn konnte ich nicht reden. Und weiter ging es so auch nicht.

Ich ging zur Tasse, drehte mich wie zufällig um, blieb hängen und die Tasse fiel zu Boden.
Ich dachte, die Normalität würde zurück in den Alltag kehren, aber das Huhn überwacht von seinem Krimskrams-Turm im Wohnzimmer alle meine Schritte.

Ich bin geliefert.

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