Der Frosch in der Geldwäsche
Ich habe meinen ersten Frosch mit 20 gefangen. Er hüpfte vor mir auf dem Weg zum Waschsalon. Eigentlich hatte ich nur eine Idee gehabt und vor Freude in die Hände geklatscht. Wer hätte denn ahnen können, dass mir direkt ein Frosch zwischen die Hände springt?
Er kann froh sein, dass er die Backen aufgebläht hatte und diese Polsterung ihm als Airbag diente, sonst hätte ich ihn zerquetscht. So saß er in meiner Hand und wir starrten uns an, als ich die Tür zum Waschsalon aufstieß.
Ich hätte mich gerne noch mit ihm weiterangestarrt, doch nachdem ich meine Wäsche in die Maschine geworfen hatte, konnte ich ihn nirgends wiederfinden. Ich weiß, was ihr jetzt denkt: ‚Der Frosch ist in der Waschmaschine!‘
Das gleiche hab ich mir auch gedacht. Und so war es auch. Aber das blöde an den Waschmaschinen im Waschsalon ist, dass sie erst wieder zu öffnen sind, nachdem die Wäsche fertiggewaschen wurde. Das war in 92 Minuten.
Durch das kreisrund-rotierende Fenster sah mich der Frosch an und zeigte mir einen Mittelfinger. Das sah weniger schlimm aus, als es jetzt klingt, weil ein immer wieder herumgedrehter Mittelfinger (der Frosch drehte sich ja immer noch) nun mal nicht so ernst zu nehmend aussah.
Mein Frosch machte sich daran meine Wäsche in der Maschine zu durchsuchen. Bei vollem Waschgang. Immer noch Blickkontakt haltend mit mir.
Er entdeckte eine Packung Kaugummi, meine Autoschlüssel (verdammt!) und einen 5-Euro-Schein.
So begann alles. Natürlich überlebte er. Und natürlich nahm er mir die ganze Aktion übel. Das merkte ich allerdings erst am nächsten Waschtag.
Der Frosch hatte all meine Geldscheine geklaut und diese mitsamt sich erneut in die Maschine geschleust.
Aus dem Innern der Maschine sah er mich an und grinste. Ganze 92 Minuten lang. Ich konnte einfach nicht wegschauen. Die Zahlen auf den Scheinen fielen durch die Gallseife ab und der Frosch winkte fröhlich mit den Blanko-Scheinen hin und her.
Als ich später den Frosch neben den ganzen Scheinen zum Trocknen aufhängte, fielen mir die Zahlen auf, die sich am unteren Rand der Waschmaschine befanden. Es waren die Zahlen, die sich von den Geldscheinen gelöst hatten: 5er, 10er und sogar ein 20er.
Ich fing an, die Scheine wieder neu zu bekleben. Ob es mein Ungeschick war oder pure Absicht – auf jeden Fall hatte ich am Ende noch einige Blanko-Scheine übrig, aber bei anderen Scheinen ordentlich Gewinn gemacht. Stolz zeigte ich dem Frosch meinen ersten 255-Euro-Schein.
Er schlug die Hand gegen seine Stirn. Dann löste ich die Zahlen wieder ab und klebte sie dem Frosch auf den Bauch.
„Weil du so wertvoll bist!“, sagte ich zu ihm. Dann verkaufte ich ihn für 245€ (der Börsengang ließ grüßen).