Die Fabel vom Schreiner und den Wurstaufschneidern
Ein Schreiner namens Manfred war schon älter beschloss in drei Jahren zu sterben. Er hatte drei Söhne und wollte seine Schreiner-Werkstatt dem Sohn vermachen, der am geschicktesten war. Da fragte er seine Frau „Wie kann ich herausbekommen, wer von den dreien am geschicktesten ist?“
Doch seine Frau war schon seit vielen Jahren tot und hatte dazu nicht viel zu sagen.
Da setzte sich der Mann in seine Küche, schmierte sich eine Stulle und dachte nach.
Doch als er die Salamiwurst nicht aus der Pelle bekam und sich dabei wirklich ungeschickt anstellte, wurde sein Gedankengang über die Suche nach dem Geschick unterbrochen.
Da kam ihm eine Idee: „Söhne!“, rief er und seine Söhne kamen „Ich werde in drei Jahren sterben und darum möchte ich dem von euch meine Schreinerei vermachen, der sich am geschicktesten anstellt!“
Die Söhne schaute ihn erwartungsvoll an.
„Ich dachte ihr fragt mich, jetzt ‚wie?‘ und dann erzähl ich es euch!“, sagte er.
„Wir dachten du erzählst uns einfach wie und dann müssen wir gar nicht fragen!“, sagten die Söhne.
„Ach so“, sagte der Schreiner und er erklärte:
„Wer von euch diese Wurst am saubersten, vollständig von der Pelle entfernen kann, bekommt meine Schreinerei!“
Die Söhne waren etwas verwirrt:
„Wäre es nicht sinnvoller eine Aufgabe mit Holz zu stellen, wo doch im Schreinern selbst unsere Zukunft liegt?“
„Genau, was ist wenn einer von uns richtig gut Schreinern ist, aber eben keine Wurst öffnen kann!“
„Und wie sollen wir jeder von uns eine Wurst öffnen, wenn nur eine da liegt!“
Der Schreiner war etwas überfordert und antwortete dann, weil das die am leichtesten zu beantwortende Frage war, dem letzen Sohn: „Wir nehmen einfach drei Würste. Dann bekommt jeder eine!“
Wie sich herausstellte war dies aber die letzte Wurst im Haushalt und es war Wochenende. Und es dauerte noch zwei weitere Tage, bis der Schreiner zum Metzger gehen konnte und zwei weitere Würste besorgt hatte. „Seid ihr nun zufrieden?“, fragte er.
„Nein“, sagten seine Söhne „Das waren wir auch vorher schon nicht. Die Idee ist Mist und hat überhaupt nichts mit Schreinern zu tun!“
„Ich hab aber Hunger!“, rief der Schreiner, alle hörten seinen Magen knurren und er seufzte.
Da machte sich der erste Sohn ans Öffnen der Wurst. Er holte ein Messer hervor, rutschte ab und schnitt sich in den Finger.
„Du kriegst meine Schreinerei nicht!“, sagte der Schreiner und sein nächster Sohn war an der Reihe.
Er band einen Stein an den Seilzug des Brunnens. Das eine Wurstende hängte er an den Stein, das andere befestigte er an der Brunnenkurbel und drehte.
Die Wurst spannte sich, als der Stein mit dem einen Wurstende in die Tiefe gezogen wurde, doch dann platschte es und die Wurst war verschwunden.
„Ich werde nachschauen. Vielleicht hat sich die Pelle sauber gelöst!“, sprach der zweite Sohn, rutschte beim hinabklettern aber ab und ertrank im Brunnen.
Der dritte Sohn hielt sich für klüger, als die anderen. Er setzte voll und ganz auf die Werkzeuge des Schreinerns. Er hielt die Wurst in die Kreissäge, blieb mit dem Ärmel hängen, versuchte mit dem zweiten Arm, seinen ersten zu retten und durchtrennte seinen Hals.
So blieb nur der erste Sohn mit seiner Schnittwunde am Finger übrig.
„Du hast dich doch am geschicktesten angestellt. Die Schreinerei gehört dir!“, sagte der Schreiner zu ihm. Doch dieser schüttelte den Kopf: „Du hast mir bereits gesagt, dass ich sie nich kriege und ich stehe zu deinem Wort!“
„Dann werd ich wohl doch weiterleben müssen“, sagte der Schreiner, doch sein Sohn widersprach erneut: „Du hast uns gesagt, dass du in drei Jahren sterben wirst!“
„Aber da dachte ich, dass jemand meine Schreinerei übernimmt!“, sagte der Schreiner.
„Wir haben dir doch gesagt, dass das mit dem Wurstaufschneiden eine blöde Idee war“, sagte sein Sohn und der Schreiner nickte.
So starb der Schreiner drei Jahre später und der Sohn bereits nach fünf Tagen. Er hatte sich eine Blutvergiftung zugezogen. Im übrigen bin ich der Meinung, dass Wikipedia einen schönen Artikel über Tischler geschrieben hat!