Arne Banane
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Ampelalarm in der Fußgängerzone

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Ampelalarm in der Fußgängerzone

Ampelalarm in der Fußgängerzone

Ich bin Ampelarbeiter. So nennt man konkret die Bauarbeiter, die Ampeln aufstellen und vor Ort funktionstüchtig machen. In kleineren Städten tun das ganz normale Bauarbeiter, weil es eben insgesamt nicht so viel zutun gibt. In Großstädten allerdings gibt es täglich Arbeiten an Ampeln zutun. Und auf diese Ampelarbeiten habe ich mich als Bauarbeiter spezialisiert. Als Ampelarbeiter.

Mein Chef hat mich ziemlich verärgert. Erst zahlt er mir wenig Lohn und dann gibt er mir mehr Arbeit. Das ganze war ein sehr schleichender Prozess, den ich erst nach zweiundzwanzig Jahren durchschaut hatte. Erst hat er mir jedes Jahr einen Euro weniger gezahlt und gleichzeitig jedes Jahr eine Minute länger Arbeiten lassen. Das sind in 22 Jahren exakt 22 € Verlust und 22 Minuten Überstunden, als Überminuten. Doch als er mir schließlich noch den Mensa-Rabatt streichen wollte, ging es zu weit. Ich rebellierte.

Ich holte den größten Firmenwagen, den wir besaßen und lud alle Ampeln aus dem Lager ein. Dann fuhr ich damit durch die Fußgängerzone, was an sich schon sehr rebellisch ist. Vor allem, weil ich ans andere Ende der Fußgängerzone wollte, was ich auch problemlos von der Straße aus erreicht hätte.

Ich lud alle Ampeln aus und begann zu bauen. Jedes Geschäft bekam eine vor die Tür, jeder Durchgang und jede Abzweigung eine und der Springbrunnen bekam drei. Die restlichen vierundfünfzig Ampeln verstreute ich, wo noch Platz war oder ich den Zweck als sehr lustig empfand: Eine stellte ich direkt vor das Büro der Fahrschule und an einer anderen Stelle verpasste ich sogar einer Ampel eine Ampel.

Man sollte meinen, dass mich irgendjemand aufgehalten hätte. Man sollte meinen, irgendjemand hätte zu mir kommen müssen und sagen „Was machen sie hier eigentlich? Hier gehört doch keine Ampel hin!“
Doch scheinbar habe ich unterschätzt, wie sehr der Beruf des Ampelarbeiters geschätzt wird.

Jeder glaubte, dass die Stadt all dies verordnet hätte. Ich grinste.

Ich machte heute früher Feierabend und wartete unterbewusst die ganze Zeit darauf, dass mein Chef mich anrufen und mich zurechtweisen müsste. Doch nichts geschah.

Am nächsten morgen erzählte er mir: „Ich wollte aus der Mittagspause die Abkürzung über die Fußgängerzone nehmen. Aber ich kam kaum durch. Da stand einfach alles voller Ampeln. Was die Stadt nicht alles in Auftrag gibt!“

Ich sagte nichts.
Rebell. Im übrigen bin ich der Meinung, dass Wikipedia einen schönen Artikel über Straßen geschrieben hat!

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