Arne Banane
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Die Ameise im Bürokomplex

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Die Ameise im Bürokomplex

Die Ameise im Bürokomplex

Ich saß an meinem Schreibtisch im 60. Stock und tat die Arbeit, die ich immer machte. Tackern. Da krabbelte eine Ameise über mein Papier.
Ich sah ihr hinterher. Aber was mich wirklich irritierte war nicht, dass die Ameise sich mutterseelenallein im 60. Stock befand, sondern mit welchem Stolz es ihr egal war, ob sie gesehen oder gejagt wurde.
So ein Selbstbewusstsein muss man haben, dachte ich.
Nur um zu gucken, wie sie reagieren würde schob ich den Tacker direkt über sie. Der Schatten wanderte über ihr Gesicht, doch sie bleib stur. Ich auch. Ich haute auf den Tacker, als sie schließlich immer noch nicht reagierte.
Ich hob den Tacker an und entfernte ihn vom Papier.

„Was soll der Scheiß?“, rief mein Chef hinter mir und starrte auf die zusammengehefteten Unterlagen. Ich sah mir die Unterlagen vor mir genauer an: Das ‚Mitarbeiter des Monats’-Bild klammerte am Mietvertrag des Hochhauskomplexes. Die Tackernadel ging genau durch die Nase des aktuellen Mitarbeiters, dem diese Ehre zu teil wurde – meinem Chef.

Ups. Das hatte ich wohl voll verkackt. Ich hörte ein leises Kichern. Das war die Ameise. Wie gemein. Ich drehe mich ruckartig um und suchte nach ihr.
Hatte ich sie nicht erwischt? Mein Chef sah mir nach wie ich auf der Tastatur, im Mülleimer, auf meinem Papierstapel unter meinem Stuhl nach etwas sah.
„Ist alles in Ordnung?“
„Ich hab sie fast erwischt“!, sagte ich.
„Wen?“, fragte er.
„Die Ameise“, sagte er.
„Welches Ameise?“
„Na, die, die mir eben übers Papier gekrabbelt ist.“
„Seien Sie doch nicht albern. Wieso sollte eine Ameise im 40. Stock herumkrabbeln und dann auch noch mutterseelenallein?“
„Ich weiß“, sagte ich „Krass ne?“

Mein Chef glaube mir nicht. „Verkackalbern sie jemand anderen! Die 10 Minuten arbeiten Sie länger und ich möchte mein ‚Mitarbeiter des Monats’-Bild neu ausgedruckt an ihrem Computerbildschirm kleben haben.

Er stapfte davon.
Mist. Wieder 10 Minuten länger arbeiten.

Als ich am nächsten Morgen zur Arbeit kam, war das gesamte Hochhaus von Ameisen bewohnt. Wo sollen denn die alle herkommen?, fragte ich mich.
Da fiel mir der Mietvertrag ein, den ich durch Tacker zerstört hatte. Das Haus wurde wohl übernommen.
Hoffentlich hat mein Chef wenigstens noch gesehen, dass ich sein ‚Mitarbeiter des Monats’-Bild an meinem Rechner geklebt habe.

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